Der Vollerwerbsbauer Nikolai Jochum und seine Partnerin Lisa Wüthrich leben ohne Fernseher und Auto. Der Verkauf ihrer Produkte hat nicht höchste Priorität. Wichtiger sind ihnen Selbstversorgung und Tauschhandel.

Mitten in Bregenz

und doch in einer ganz anderen Welt: Wenige Schritte vom Landeskrankenhaus entfernt befindet sich der Klostergarten Marienberg, das Reich von Nikolai Jochum. An seiner Seite ist seit einem Jahr Lisa Wüthrich. „Wie’s ausschaut, wird‘s noch länger gehen“, sagt Nikolai lachend. Hier und an sechs weiteren Standorten in Bregenz und Wolfurt bewirtschaften die beiden insgesamt anderthalb Hektar, umgerechnet 15.000 Quadratmeter Fläche. Das Sortiment ist breit: Äpfel, Kohlrabi, Eier, Zucchini, Kräuter und Zwiebeln zählen beispielsweise dazu. Milchprodukte tauschen sie, der Anbau von Getreide startet gerade.

Die Produktion von eigenem Waschmittel ist ein nächster Schritt. In Nikolais Worten: „Wir haben alles, was Sie brauchen. Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht.“ Belesen Am Eingang zum Klostergarten kommt der Besucher an den zwei neugierigen Duroc-Schweinen Rosalinde und Brunhilde vorbei. Die Namen dürfen immer die Klosterschwestern aussuchen. Die Tiere verbringen ein halbes Jahr auf dem Hof, dann werden sie geschlachtet. „Alles hat seine Zeit“, findet Nikolai und erinnert an die alten Lateiner: Memento Mori – sei dir der Sterblichkeit bewusst.

Zwei Marktverkäufer hinter ihren Waren Zwei Marktverkäufer hinter ihren Waren

Zusammenspiel

Er ist ein wacher, reflektierter Geist. Eine Glotze findet man auf dem Hof nicht, dafür viele Bücher, nicht zuletzt von Hermann Hesse und Franz Michael Felder. Einen Bauer versteht Nikolai als Dirigenten, der die nutzbare Natur im Gleichgewicht hält. Ihr Wissen vermitteln Lisa und er auch Kindern der benachbarten Volksschule: Im Freifach Hausverstand erklären sie unter anderem, wie man ein Feuer entfacht. Dem Paar ist Sparsamkeit wichtig – und dabei geht es explizit nicht nur ums Geld.

„Regionale Produkte zu kaufen, ist zwar auf den ersten Blick teurer. Unter dem Strich spart man dennoch, weil Ressourcen geschont werden“, weiß Lisa. Die beiden orientieren sich an einem Pfadfinder-Motto: „Man sollte die Welt schöner verlassen, als man sie vorgefunden hat.“ Einen Teil können Kunden dazu beitragen: Der Hofladen ist mittwochs von 16 bis 19 Uhr geöffnet, samstags gibt es einen Stand am Leutbühel. 

Pärchen im Gemüsefeld Pärchen im Gemüsefeld

Text: Thorsten Bayer

Bilder: Studio Fasching