23 Werke im öffentlichen Raum warten auf dich. Von Kunstschaffenden internationaler Herkunft, darunter die renommiertesten Namen Vorarlbergs. Dazwischen Kulinarik, Seepromenade. Vorbei an namhafter Architektur. Starte beim Magazin4, dem Ausstellungsraum und Standort des Kulturservice Bregenz. Wir wünschen Kunstgenuss pur.

Kunsthäuschen, 1998

Franco Vaccari, *1936 (Modena, IT) 
Lichtinstallation, 20 x 100 cm
Bergmannstraße 6, im Magazin4, Stiegenaufgang 
(zu Öffnungszeiten)


Die Arbeit entstand im Zuge des Sommer-Projekts „Kunst in der Stadt“ des Bregenzer Kunstvereins, bei dem nicht nur Museen und Galerien bespielt wurden, sondern auch der öffentliche Raum. Der Fotograf und Konzeptkünstler Franco Vaccari nahm mit einer Installation teil: Direkt neben dem hochmodernen Kunsthaus Bregenz platzierte er als Kontrast ein kleines, aus alten Holztüren gebautes Häuschen und zierte dessen Fassade mit dem aus Leuchtstoffröhren produzierten Schriftzug „Kunsthäuschen“, der heute im Magazin4 zu sehen ist.

Acts, 2003

Gerhard Himmer, *1969 (Salzburg, AT)
Wandschriftzug, Acryl auf Linoleum, 240 x 620 cm 
Parkplatz Rathaus, vor dem Magazin4


Das Zitat stammt aus „There Is A Light That Never Goes Out“ der britischen Rockband The Smiths. Das Lied beschreibt die Intensität jugendlicher Liebe und die romantische Vorstellung, mit der:dem Geliebten sogar noch in der Stunde des Todes verbunden zu sein. Himmer hat für diese Arbeit eine Schrift entwickelt, deren Form sich aus Loops und Cuts erschließt. In seinen Schriftbildern geht es um eine Weiterentwicklung von installativer Malerei, die auch außerhalb des White Cube bestehen kann.

Betonporsche Elf Elf, 2006

Gottfried Bechtold, *1947 (Bregenz, AT)
Selbstverdichteter Beton, 130 x 443 x 181 cm, ca. 16,4 t
Atelier Gottfried Bechtold, Eichholzstraße 5


Bechtolds erster Betonporsche entstand 1971. Die Gruppe „Elf Elf“, elf Abgüsse der damaligen Porsche 911er-Serie, schuf er 2006: ein Auto, für schnelles Fahren konstruiert, noch vor dem Start auf alle Zeit gebremst. Die fast 17 Tonnen schwere Skulptur steht im Gegensatz zur Dynamik des Fahrzeugs selbst – und wiegt 11 x mehr, daher auch der Name „Elf Elf“. Mit seinem experimentellen und forschenden Schaffen erweitert Bechtold – einer der renommiertesten Bildhauer Österreichs – den klassischen Skulpturenbegriff.

Betonporsche

von Gottfried Bechtold 
vor dem Kunsthaus Bregenz am Karl-Tizian-Platz

Segno Arte, 1999

Michelangelo Pistoletto *1933 (Biella, IT)
Granitskulptur, 120 x 600 x 300 cm
Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizian-Platz


Die Skulptur aus schwarzem, geschliffenem Granitstein steht direkt vor dem Kunsthaus Bregenz: Die stufenartige Plattform erinnert von oben betrachtet an eine Sanduhr. Sie soll zum Aufenthalt und als Begegnungsort einladen. Pistoletto, Mitbegründer der italienischen Arte Povera, versteht sein Werk als Instrument der gemeinschaftlichen Teilnahme. Die Menschen sind Akteur:innen und Betrachtende zugleich und werden so zu einem Teil des Kunstwerks.

o.T., 1997 + posthum rekonstruiert 2021

Karl-Heinz Ströhle, *1957 (Bregenz, AT) – 2016
Bodenarbeit, weiße Straßenfarbe auf Asphalt, ca. 11 x 18 m
Kunsthaus Bregenz, Karl-Tizian-Platz


Ströhle realisierte die Bodenzeichnung zur Eröffnung des Kunsthaus Bregenz 1997 im Kontext des Sommer-Projekts „Kunst in der Stadt“. Er spannte zwischen Kunsthaus Bregenz und Vorarlberger Landestheater ein Federstahlband – ein zentrales Material seiner Auseinandersetzungen mit Linie und Raum. Durch die angrenzenden Gebäudekanten, Materialeigenschaften sowie Ströhles Intervention legte sich das Stahlband in ganz bestimmten Schleifen am Boden aus. So diente es als Schablone zum Fixieren der Linien.

Betonblüten, 2013

Manfred Alois Mayr, *1952 (Tscherms, IT)
Fassadengestaltung, 16.656 Rosetten
Um- und Neubau vorarlberg museum


Die floralen Motive sind Abgüsse unterschiedlicher Böden von PET-Flaschen. In ihrer Symbolik verweisen sie auf die Funktion des Museums als „Gefäß“ für die Sammlungen. Ausgangspunkt für den künstlerischen Entwurf von Manfred A. Mayr ist das Museum als Gedächtnis der Alltagskultur. Er thematisiert die Verschränkung von Vergangenheit und Gegenwart: Als Massenware hergestellte Ton- und Glasgefäße aus der Römerzeit (Terra Sigillata) inspirierten ihn, letztlich PET-Flaschen – moderne Massenware – als Ornamente zu verwenden.

o.T., 1997

Heinz Gappmayr,*1925 (Innsbruck, AT) – 2010 
Schriftinstallation, 100 x 1200 cm, Rathausstraße 27, Hausfassade


Auf dem denkmalgeschützten Wohnhaus ist die mathematische Einheit 0,0000000001 mm abgebildet, deren Winzigkeit sich unserer Vorstellungskraft entzieht. Konträr dazu setzt der Künstler das Zahlenbild als riesigen Schriftzug über eine Länge von 12 Metern. Heinz Gappmayr spielt mit der Wahrnehmung und dem Auseinanderdriften von Vorstellung und Gegenständlichem, der „Differenz zwischen Gedachtem und Sichtbarem“ (Zitat H.G.).

Der Knoten, 2022

Herbert Meusburger, *1953 (Bizau, AT) – 2023
Bronzeskulptur, H 350 cm, Ø 80 cm, Rathausstraße, Höhe vorarlberg museum, Museumscafé


Mit seinem Werk wollte Herbert Meusburger zugleich ein künstlerisches als auch gesellschaftspolitisches Statement setzen. Die Ereignisse weltweit betrachtend, scheint sich der Schicksalsknoten der Menschheit immer enger zusammenzuziehen. Diesen „Knoten“ der sukzessiven Selbstzerstörung zu lösen, sei eine der größten Herausforderungen der Gegenwart, so einst der Bildhauer und Maler. Seine skulpturalen Großanlagen im öffentlichen Raum befinden sich österreichweit und u. a. auch in Nepal.  

Widerstandsmahnmal, 2015

Nataša Sienčnik *1984 (Klagenfurt, AT)
Installation, Glaskasten mit Text (Fallblattanzeige)
Durchgang links nach Sparkasse zu Inselstraße 8 
(Sparkassenplatz)


Das Denkmal erinnert an die Menschen in Vorarlberg, die von 1938 bis 1945 während der NS-Zeit verfolgt wurden oder Widerstand geleistet haben. Die Reihe sich stetig abwechselnder Fallblattanzeigen skizziert Namen und Daten von 100 Personen. Das Anzeigefeld erinnert bewusst an Abfahrts-/Abflugtafeln. Die Information bleibt nur für einen kurzen Augenblick stehen, verschwindet dann und ist wieder vergessen. Sound verstärkt die visuelle Ebene.

Taurus-Signatur, 2022

Gottfried Bechtold, *1947 (Bregenz, AT)
Edelstahlblech, 170 x 400 cm
Inselstraße 8 (bei Sparkassenplatz), Hausfassade


Ausgangspunkt dieses Projekts von Gottfried Bechtold ist die 2022 schwarz folierte und mit seiner Unterschrift versehene Taurus-Lokomotive. Die daran angelehnte Signatur an der Hausfassade steht in Kontrast zu dem sich konstant bewegenden Namenszug auf der Taurus-Lok. Die Materialität der Arbeit steht im Kontext seiner ersten Signaturarbeit auf der Silvretta-Staumauer. Das Objekt wurde als permanente Leihgabe des Künstlers dem öffentlichen Raum übergeben.

Floating Signs, 2011

Ruth Schnell,*1956 (Feldkirch, AT)
LED-Installation, Edelstahlstele, H 450 cm
Hafen, großer Platz 


Floating Signs setzt sich kritisch mit einem von geopolitischen Interessen geprägten Raumbegriff auseinander. Das in die schmale Stele integrierte LED-Lichtband sendet – sobald es dunkel wird – Wörter und Zeichen rund um Begriffe wie Hafen, Ankunft, Aufenthalt (bleiben dürfen oder müssen) und Heimat aus. Die Lichtzeichen sind nur aus der Bewegung heraus wahrnehmbar. Auch die Dynamik des Darstellungsprozesses ist Teil des künstlerischen Konzepts.

Ein sichtbarer Code, ein unsichtbarer Text, 2010

Reinhard Gassner, *1950 (Lustenau, AT)
Glasgrafik, je 45 x 160 cm, auf Höhe 90 – 135 cm, 
80 Glaselemente, Hafengebäude „Welle“


Auf die Anforderung an einen Sicht- und Anprallschutz auf den Glaselementen reagierte der Vorarlberger Grafikdesigner Reinhard Gassner – unter den renommiertesten Österreichs – mit einem Textband, dargestellt als rhythmisches, grafisches Zeichensystem: Auf Basis zweier abstrakter Symbole des binären Codes erscheinen furchenwendig gesetzte, keilschriftartige Zeilen in Schwarz-Weiß. Durch die grafische Umsetzung jedoch wird die Schrift zu einem nicht entschlüsselbaren „Blindtext“ aus 17.656 Icons.

Licht-Tunnel, 2011

Gerry Ammann, *1962 (Bregenz, AT)
Lichtinstallation, 260 x 500 cm, Westmolo am Hafen


Die Installation befindet sich am Spitz des Westmolos. Das aus Edelstahl und 30 Lichtröhren tunnelförmig gestaltete Objekt ist mit seinen wechselnden Farbkompositionen und dem Blick auf den See ein wahres „Raum-Erlebnis“ für Groß und Klein. Ammanns Material ist das Licht: Das Experimentieren mit den Dimensionen von Raum und Zeit, den Verbindungen von Konzept und Form, macht ihn zu einem vielseitigen Künstler.

Hommage an Brigantium, 2011

Herbert Albrecht, *1927 (Au, AT) – 2021
Bronzeskulptur, 320 x 330 cm, Gedenkpark am Hafen


Die dreiteilige Arbeit nimmt Bezug auf die Römerzeit von Bregenz (damals Brigantium). Im Zentrum steht der „kleine“ Römerkopf, der durch die beiden großen Teile hindurch in Richtung Hafen blickt. Albrechts zentrales Thema war die Suche nach dem Menschenbild: die menschliche Figur als Hauptmotiv seiner Plastiken – Stehende, Liegende, Sitzende, Torsi und Köpfe. Albrecht war einer der bekanntesten Bildhauer Vorarlbergs.

Knoten gegen das Vergessen, 1990

Wilfried Kofler, *1949 (Bregenz, AT) – 2017
Eisenguss, Größe zweier Fäuste, Seepromenade Reling


Motiv ist die in unmittelbarer Nähe 1891 erbaute „Gulaschbrücke“ – ein Fußgängerübergang vom damaligen Bahnhofsgelände zu den Seeanlagen –, die zu Beginn der 90er Zentrum einer öffentlichen Diskussion wird. Die Neugestaltung des Bahnhofareals stellt ihr Schicksal in Frage. Stimmen aus der Bevölkerung plädieren für den Erhalt, darunter Gottfried Bechtold und Wilfried Kofler (Verein „Kultur Direkt“). Die Eisenbrücke wird dennoch abgerissen. Im Sinne des Nicht-Vergessen-Werdens schmiedete der Künstler einen Knoten in das Geländer.

299.792.458 m/s, 2004

Cerith Wyn Evans, *1958 (Wales, UK)
Lichtinstallation, 80 x 1200 cm
Platz der Wiener Symphoniker 1, Dach Festspiel- & Kongresshaus


Sie kann unterschiedlich wahrgenommen werden: als Lichtobjekt, als Reflexion in Fensterscheiben und im Wasser oder als Schatten. Die Lichtskulptur aus weißen Neonröhren bildet die berechnete Lichtgeschwindigkeit, die unser Auge als solche nicht fassen kann, als Zahlenzug ab: 299.792.458 m/s. Als physikalische Konstante steht sie den Veränderungen und der Schnelllebigkeit gegenüber, die unser Leben zumeist beherrschen.

Ready Maid, 2006

Gottfried Bechtold, *1947 (Bregenz, AT)
Silikatbronze poliert, H 711 cm 
Platz der Wiener Symphoniker 1 


Bechtolds Werk zeigt das Abbild eines sich gabelnden Baumstamms, der in seiner Umkehrung einer schreitenden „Baumfrau“ gleicht. Somit wird das Ready-made (ein in ein Kunstwerk integrierter oder zum Kunstobjekt erklärter Alltags- oder Naturgegenstand, ein Objet trouvé) zur „Ready Maid“. Die Maid, bereit wofür? Die Skulptur steht in einer leichten Senke, die sich bei Niederschlag in eine große Wasserlache verwandelt – im Sommer herrlich für die kleinsten Gäste zum Planschen.

Mühlsteine, ca. 1995/1996

Wilfried Kofler, *1949 (Bregenz, AT) – 2017
Stein, Ø ca. 150 cm, Gewicht je ca. 3,5 t, Mehrerauerbrücke


Die Mühlsteine, deren Faszination sich Wilfried Kofler wohl nicht entziehen konnte, stammen aus einer aufgelösten Papierfabrik in Vorarlberg. Kofler verhinderte, dass die tonnenschweren Steine einfach weggeschmissen wurden. Nach einigen Jahren der Lagerung entschloss er sich, die Mühlsteine an ihrem heutigen Standpunkt, einem markanten Verkehrsknotenpunkt in Bregenz, zu platzieren. Ob sie absichtlich in unmittelbarer Nähe zu den römischen Ausgrabungen positioniert wurden, bleibt offen.

P 24, 1990

Kurt Matt, *1950 (Bregenz, AT)
Aluminiumplastik, 797 x 480 x 180 cm
Fritz-Mayer-Platz, Bahnhof Bregenz


Mit seinem Körper und den vier nach oben ragenden Rohren erinnert das Werk an ein Segelschiff. Als Meilenstein in der Entwicklung der Menschheit führte die Seefahrt zur Entdeckung neuer Kontinente und brachte erstmals den weltweiten Handel. Auch heute noch steht die Seefahrt für Freiheit und Entdeckergeist. Der Bahnhof – ein Ort des Kommens und Gehens – und dessen Nähe zum Bodensee bieten somit einen perfekten Kontext für die Skulptur.

KUB Billboards, seit 1997

7 Billboard-Flächen, ca. 330 x 300 cm
Seestraße, zwischen KUB und Bahnhof 


Die sieben KUB Billboards an der frequentiertesten Straße der Stadt sind fester Bestandteil im Programm des Kunsthaus Bregenz. 1997 vom damaligen KUB Kurator Rudolf Sagmeister „entdeckt“, bieten die Rückseiten der Beton-Wartehäuschen entlang des Bahnsteigs eine ideale Fläche für Informationen zu oder für Kunst im öffentlichen Raum. Bis dato haben die Arbeiten von über hundert Künstler:innen die jeweilige KUB Ausstellung in den öffentlichen Raum erweitert. 

Betonporsche

von Gottfried Bechtold auf dem Platz der Hypo-Passage 1

Fruchtbare, 1988

Herbert Albrecht, *1927 (Au, AT) – 2021
Skulptur, H 167 cm ohne Sockel
Anton-Schneider-Straße 12, 
vor dem Gebäude der ehemaligen Nationalbank


Mit seinem Œuvre wurde der Vorarlberger Bildhauer Herbert Albrecht weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Sein bedeutsames künstlerisches Werk ist gekennzeichnet durch eine klare und strenge Formensprache und eine große Liebe zum Stein, welche auch in der Skulptur „Fruchtbare“ zum Ausdruck gelangt. Diese Liebe und Hingabe zum Stein hat die bildhauerische Arbeit Albrechts zeitlebens bestimmt. In Vorarlberg befinden sich zahlreiche seiner Skulpturen im öffentlichen Raum.

Ein Projekt des Kulturservice der Landeshauptstadt Bregenz
Bergmannstraße 6, 6900 Bregenz,
T +43 5574 410 1511, kultur@bregenz.at

Idee, Konzept: Judith Reichart, Marion Pfeiffer
Für den Inhalt verantwortlich: Judith Reichart
Texte: text-kreutzer.at
Hinweis: Die Kunstwerke sind in unterschiedlichem Besitz. Trotz sorgfältiger Prüfung sind sämtliche Angaben ohne Gewähr. Eine Haftung der Herausgeber und Autorenschaft ist ausgeschlossen.
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