Jäger, Sammler, Fischer – sie gehören zu den ältesten Berufssparten der Menschheit, und es gibt ihn immer noch, den Berufsfischer. Auch am Bodensee.

Franz Blum liebt seinen Beruf, das betont er immer wieder. Er ist mit seinem Vater schon auf den See gefahren, als er noch Windeln trug. Aber was für seinen Vater noch möglich war – etwas mehr Zeit zu haben, die Natur zu genießen, und vor allem mit besseren Fängen heimzukommen, das gehört der Vergangenheit an. Heute ist der Fischerberuf ein Kleinunternehmen mit Produktion, Vertriebsstrukturen, Marketing und einer wesentlichen Prise Kreativität. Wer überleben will, braucht nicht nur eine tatkräftige Familie, die mithilft, er braucht auch Ideen und Strategien, beispielsweise um früher unbeliebte Fischarten ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Seit der Nährstoffgehalt im See so zurückgegangen ist, sind die Fangzahlen drastisch gesunken, der Bedarf hingegen gestiegen.

Fischer steuert das Boot auf dem See Fischer steuert das Boot auf dem See

Fränzle´s Bistro

Den fangfrischen Fisch direkt über dem See genießen – so lautet das Konzept der kleinen Gaststätte direkt am Seeufer, das den Gästen die hauseigenen Fischspezialitäten serviert. Neben einem Sortiment an geräucherten und eingelegten Delikatessen, auf das sich die Familie spezialisiert hat, ein wunderbares Erlebnis am schönen Seeufer in der Fußacher Bucht, mit Blick auf schaukelnde Boote im gemütlichen Hafenambiente. Das ist der schöne Teil, der den Gästen vorbehalten ist. Für Franz Blum bedeutet das: In der Hochsaison klingelt der Wecker um drei Uhr dreißig, also mitten in der Nacht, um vier muss der Mann auf dem See sein. Ob mit Fieber, bei Sturmwarnung oder bei dichtem Nebel – der Fisch muss eingeholt werden und niemand kann ihm diese Arbeit abnehmen. Wenn es gut läuft, dann schafft er es bis etwa neun Uhr zurück in den Hafen – „Da muss ich allerdings ordentlich unter Strom arbeiten, sonst dauert das länger!“ – dann wird der Fang filetiert, Bestellungen an die Restaurants geliefert, die Ware verarbeitet und um 10 Uhr öffnet das Fränzle´s seine Türen. Ein Tag in der Hochsaison endet um etwa 23 Uhr oder auch noch später. Während der Felchenschonzeit von Mitte Oktober bis Anfang Jänner geht es ruhiger zu.

Fischer auf dem Wasser hält Kiste mit Fischen in den Händen Fischer auf dem Wasser hält Kiste mit Fischen in den Händen

A Rubat und die Schönheit eines lauen Sommerabends

Franz Blum betreibt die Fischerei, seit er 15 Jahre alt ist. „A Rubat“ nennt man in Fußach ein ordentliches Gewitter mit Wind. Davon hat er schon einige erlebt, die Situationen auf dem See sind oft gefährlich, die Sturmwarnung hält ihn nicht davon ab, sein Boot hinauszusteuern. Kollisionen mit anderen Schiffen sind bei Nebel eine große Gefahr und letzten Sommer hat ihn beispielsweise ein Hagelsturm überrascht, der Wind drehte plötzlich und kam mit Böhenspitzen von bis zu 120 km/h vom Landesinneren.

Boot auf dem Wasser Boot auf dem Wasser

„Ich konnte selbst die Sturmlampe auf meinem Boot nicht mehr sehen, so musste ich im Rohrspitz unter einen überhängenden Baum flüchten und warten, bis das Ärgste vorbei ist.“ Aber: „Ich liebe meinen Beruf – sonst würde ich das Arbeitspensum nicht schaffen,“ sagt der junge Vater eines Dreijährigen, der mit den Ausflügen auf den See bereits in vierter Generation mit dem Zauber der Fischerei infiziert wird.

BREGENZERLEBEN 2018

Bilder: Joachim Negwer - Vorarlberg Tourismus

Text: Daniela Egger

Dieser Beitrag ist mit der freundlichen Unterstützung von Bodensee-Vorarlberg Tourismus entstanden: