Du gruseliges, heimeliges Städtle, du
Die Bregenzer Altstadt: Von Wappen, Sagen und Verliesen.

Oberstadt Bregenz

Oberstadt Bregenz

 

Ob es ein Haifisch aus dem Bodensee ist, ein gar nicht mal so antiker Türmer von St. Martin, eine kriegsentscheidende Amazone, eine Galgenglocke oder ein „Gefangenenhaus“: Die Bregenzer Oberstadt fasziniert uns dank ihrer mittelalterlichen Gebäude, von denen die meisten weit mehr als nur eine Geschichte zu erzählen wissen.

Vom touristischen Treiben am See oder der hektischen Einkaufswelt der Innenstadt scheint die Bregenzer Oberstadt mehr als nur einen steilen Stadtsteig entfernt. Schon von weitem sieht man die alten Befestigungsmauern, die – je nach Charakter – einen bedrohlichen oder beruhigenden Eindruck auf die Besucher machen. Bereits am Eingang, dem historischen Stadttor, lässt man die moderne Welt außen vor. Historische Wappen, ein mumifizierter Haifisch und das Relief einer keltischen Göttin lassen jeden sofort in eine mystisch-mythische Welt eintauchen und an Zeitalter denken, in denen Kulte, Kriege und Ketzer allgegenwärtig waren.

Blick durch das Stadttor der Oberstadt auf Bregenz Blick durch das Stadttor der Oberstadt auf Bregenz

360° Rundgang

Alle Rundgänge anzeigen

Der Bregenzer Türmer

Den etwas antiquiert klingenden Titel des „Türmers“ gibt es heute noch. Bis vor zwei Jahren wohnte dieser sogar im Martinsturm, dem barocken Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Auch wenn man beim „Türmer von St. Martin“ unweigerlich an den „Glöckner von Notre Dame“ denkt – mit der Pflege der historischen Gemäuer und den darin untergebrachten Ausstellungsräumen zur Bregenzer Geschichte obliegen der Bregenzer Türmer ganz und gar keine horrormäßigen Aufgaben. Wesentlich unwohler haben sich da vermutlich die Insassen des Gefangenenhauses gefühlt, welches mittlerweile renoviert wurde und nun passenderweise das Bundesdenkmalamt beherbergt. Und gar richtig das Grausen erfasste wohl jene, für die die „Henkersglocke“ im Martinsturm schlug, bedeutete dies doch die baldige Hinrichtung der Unglücklichen. Zum Glück kündigt sie seit vielen Jahrzehnten nur noch brav die Zeit an.

Das Innere des Bregenzer Martinsturm Das Innere des Bregenzer Martinsturm

INSIDERTIPP

In der Kirchstraße 29 steht das Haus mit der schmalsten Fassade in ganz Europa.

EHRET DIE GUTA!

Im Alten Rathaus (1662), dem größten Fachwerkbau der Stadt, werden längst keine politischen Entscheidungen mehr getroffen, obgleich es aber nach wie vor ein wahres „Schmuckstück“ in der Bregenzer Altstadt ist.  Das Deuringschlössle, das im 17. Jahrhundert erbaut wurde, diente schon Malern wie Egon Schiele als Motiv. Nur wenige Meter davor befindet sich der Ehreguta-Platz – das alte Weiblein „Guta“ rettete anno 1406 die Bregenzer vor einem Angriff der Appenzeller, welche sie heimlich belauscht hatte. So verdanken wir es wohl jener Guta, dass uns die Oberstadt, in der fast jedes Haus ein Fotomotiv darstellt, als Ort der Ruhe, der Besinnung und – ein klein wenig – des Grusels erhalten geblieben ist und nicht von den mittelalterlichen Horden geschliffen wurde. Das ist allemal einen Platz und einen nach ihr benannten Brunnen wert. Schließlich entwickelte sich die Oberstadt mehr und mehr zu einem Kleinod nicht nur für die Bregenzer, sondern für jeden historisch Interessierten der Region. Ein Kleinod, dessen Besuch unbedingt lohnt!

Blick auf Gebäude der Stadt von der Oberstadt aus, der See ganz hinten Blick auf Gebäude der Stadt von der Oberstadt aus, der See ganz hinten

Entdecker-Rundweg

Bei der Touristeninformation startet ein ca. einstündiger gemütlicher Spaziergang. Über Rathausstraße und Maurachgasse geht es in die Oberstadt. Vorbei am Martinsturm (2) und an mittelalterlichen Mauern führt der Weg durch kopfsteingepflasterte Gassen zur Meißnerstiege und aus der Altstadt hinaus. Das Kloster Thalbach und die Stadtpfarrkirche St. Gallus (6) sind die nächsten Stationen, die durch die Ernst-Volkmann-Stiege verbunden sind. Oben angekommen, fällt der Blick auf den Bodensee und den gegenüberliegenden markanten Eckturm des Deuring Schlössles (3). Kurz nach dem Kapuzinerkloster (7) ist der Thurn-und-Taxis-Park mit seinen mächtigen Bäumen erreicht. Im prachtvollen Palais davor (8) zeigt die Berufsvereinigung Bildender Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs ihre Exponate. Die Kirchstraße mit ihren kleinen charmanten Läden und Cafés ist die letzte Etappe auf dem Rückweg zum Leutbühel.

Blick von der erhöhten Oberstadt auf den See, die Häuser der Stadt von oben Blick von der erhöhten Oberstadt auf den See, die Häuser der Stadt von oben