Ihren Hausberg besteigen viele Bregenzer regelmäßig. Martin Burger treibt es auf die Spitze: Jeden Tag, bei jedem Wetter erklimmt er den Pfänder.

Zielgerichtet

Angefangen hat alles vor sieben Jahren mit einer Wette. Zur Fastenzeit legten einige Freunde die üblichen Gelübde ab: kein Alkohol, keine Zigaretten. „Für mich kam das nicht infrage. So ein Streik schadet nur Wirten und Winzern“, sagt Burger lächelnd. Er stellte sich in diesen 40 Tagen einer individuelleren Herausforderung: eine tägliche Pfänder-Tour. Für ihn die bessere Alternative, seinem Körper etwas Gutes zu tun.

Diesem Zeitvertreib blieb der 54-Jährige nach der gewonnenen Wette treu. Anfangs schnürte er jeden zweiten Tag die Wanderschuhe. Im Schaltjahr 2016 brach er erstmals zu 366 Touren auf. Ein Projekt, das nicht leicht umzusetzen war: Als Geschäftsführer einer Lochauer Bekleidungsfirma ist er viel unterwegs. Mit Urlaubsreisen kommt er auf 70 Tage, in denen er nicht zuhause ist. Kein Problem: Manche Tage ging er 2-mal hinauf. Unpassendes Wetter kennt der gebürtige Bregenzer nicht, der um sieben Uhr morgens startet und die Route fast täglich wechselt.

Neben Bewunderung erntet er auch Spott. „Gehst Du schauen, ob der Pfänder noch da ist, Papa?“, fragt ihn zum Beispiel seine achtjährige Tochter Linda oft.

Wanderer auf Lichtung Wanderer auf Lichtung

Neue Perspektiven

Doch er weiß, wofür sich das frühe Aufstehen lohnt. Den Alltag lässt er rasch hinter sich – und scheint damit keine Ausnahme zu sein: „Ich habe bei der Bergstation noch nie einen Pfänderläufer mit schlechter Laune erlebt.“ Meistens ist er allein unterwegs. Gespräche mit Gleichgesinnten in der Pfänderbahn auf dem Weg zurück ins Tal schätzt er sehr. Jede Tour sei anders, jede Jahreszeit habe ihre Reize. Im Herbst wählt er gerne die Variante über den Gebhardsberg, dem Sonnenaufgang entgegen. Sein Favorit ist der Winter, wenn beim Aufstieg der Schnee immer mehr die Stadt-Geräusche verschluckt. Oben angekommen, genießt er – ganzjährig – das weite Panorama und „eine richtig meditative Stimmung.“

Nahaufnahme zwei Hände binden einen Schuh Nahaufnahme zwei Hände binden einen Schuh

Text: Thorsten Bayer

Bilder: Petra Rainer