Nicht nur auf, auch unter der Seebühne wird bemerkenswerte Arbeit geleistet. Die Taucher Robert Kramer, Florian Batz und Egon Düringer helfen mit, dass das Spiel auf dem See jedes Jahr aufs Neue beeindruckt.

An neugierige Zuschauer ist Florian Batz (53) bei seiner Arbeit gewöhnt. „Neulich kamen zwei riesige Welse vorbei. Hechte und Karpfen sind auch immer wieder da und schauen mir über die Schulter“, erzählt der gebürtige Schweizer lachend. Seit zehn Jahren ist er Berufstaucher, ebenso lange bei den Bregenzer Festspielen im Einsatz. 2018 gingen zwei Phasen direkt ineinander über: Für „Carmen“ fiel nach zwei Spielzeiten im August der letzte Vorhang. Kurz danach startete der Abbau des Bühnenbildes, der für die Taucher im Oktober abgeschlossen war. Nach „Carmen“ ist vor „Rigoletto“: Direkt danach ging es bis Jänner mit dem Aufbau für die nächste Saison weiter. „Zwischen 200 und 300 Arbeitsstunden kommen für den Aufbau zusammen“, schätzt Batz.

Sicherheit zuerst

Am Anfang stehen die Baupläne. Auf ihrer Basis werden „Piloten“ genannte Pfähle mithilfe eines Schiffes in den See gerammt. Die Taucher schneiden sie dann ca. einen halben Meter über dem Grund ab. Jeder Pfahl – mehrere Dutzend kommen zusammen – bekommt einen „Metallschuh“. Schritt für Schritt entsteht das Fundament für das Bühnenbild. Für manche Produktionen braucht es eine „Unterwasserbahn“. „Bei der ‚Zauberflöte’ 2013/14 war das zum Beispiel so“, erinnert sich Batz, „damals wurde in der Oper ein kleines Schiff über diese Schienen gezogen.“ Kurz vor dem Start in die neue Festspielsaison gehen Batz und Düringer nochmals auf Tauchstation, überprüfen, ob alle Schrauben noch festsitzen, und dokumentieren ihre Ergebnisse penibel. Für die Sicherheit bei den Aufführungen sind die Kollegen der Wasserrettung zuständig.

Taucher im Wasser vor der Tribüne der Seebühne in Bregenz Taucher im Wasser vor der Tribüne der Seebühne in Bregenz

Eingespieltes Team

Das Arbeiten unter Wasser hat eigene Gesetze: Benzinbetriebene Motorsägen beispielsweise funktionieren nicht, stattdessen kommen hydraulische oder pneumatische Geräte zum Einsatz. Im Winter liegt die Temperatur des Bodensees bei überschaubaren sechs Grad. Trotz Trockentauchanzügen, die teilweise beheizbar sind: „Nach zwei, drei Stunden im Wasser wird es schon zapfig“, sagt Batz. Dieselbe Arbeit erledige man an Land doppelt so schnell. Schlechte Sicht, starker Wellengang und die Enge erschweren die Aufgabe. „Deswegen ist es ganz wichtig, immer zu zweit zu sein. Du musst dich auf den anderen verlassen können, sonst bist du verlassen“, betont sein Kollege Egon Düringer.

Taucher an der Seebühne in Bregenz Taucher an der Seebühne in Bregenz

Wertgeschätzt

Florian Batz führt „Laguna Lochau Tauchsport“, eine Tauchschule mit angeschlossenem Laden. Die Arbeit als „Unterwassermonteur“ an der Seebühne möchte er nicht missen. Ihm gefallen die tadellose Organisation sowie der hilfsbereite und wertschätzende Umgang mit den Festspiel- Mitarbeitern. „Das sind wirklich alles coole Socken, auch die Künstler“, berichtet Düringer. Und Batz fühlt sich „wie in einer großen Familie“.

Text: Thorsten Bayer

Bilder: Studio Fasching