Das Haus - Architektur und Bewohner

Die Villa Heimann-Rosenthal empfängt die Besucher mit der angenehmen Atmosphäre eines bürgerlichen Wohnhauses aus dem 19. Jahrhundert. 1864 erbaut nach Plänen des Schweizer Architekten Felix Wilhelm Kubly, ist die Villa benannt nach Clara Heimann-Rosenthal, der Tochter des Erbauers, des Textilfabrikanten Anton Rosenthal.

Jüdisches Museum Hohenems

Schweizer Straße 5

6845 Hohenems

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Im Jahr 1936 verkaufte Clara Heimann-Rosenthal, die Tochter Antons und Charlottes, die Villa an den damaligen Hohenemser Gemeindearzt Dr. Oskar Burtscher. Clara blieb in gutem Einvernehmen mit Dr. Burtscher und seiner Schwester Katharina bis 1940 im Haus wohnen. Im Juli 1940 wurde sie zusammen mit den letzten jüdischen Bewohnern Hohenems’ nach Wien zwangsumgesiedelt und 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt zu Tode gebracht.
Die Burtschers bewahrten das Hab und Gut Claras im Dachboden der Villa und übergaben es nach Kriegsende ihrem Sohn Jean, der in Belgien, versteckt von seiner christlichen Gattin Laure, die Verfolgung durch die Nationalsozialisten überlebt hatte. Die Erben Dr. Burtschers und seiner Schwestern verkauften Mitte der 1980er Jahre das Haus an die Marktgemeinde Hohenems.

Seit der Eröffnung des Jüdischen Museums Hohenems im Jahr 1991 ist die erdgeschossige Wohnetage das ‘Arbeitsgeschoss‘ – mit Büros, Bibliothek, Medienraum, Museumscafé und Foyer. Bibliothek, Medienraum und Museumscafé sind während der Öffnungszeiten frei zugänglich. Das Kellergeschoss wird für temporäre Ausstellungen genutzt und das Dachgeschoss für Vorträge und andere Veranstaltungen.

Das Museum

Das Jüdische Museum Hohenems wurde im April 1991 in der Villa Heimann-Rosenthal im Zentrum des ehemaligen jüdischen Viertels eröffnet.
Die 2007 vollständig neu gestaltete Dauerausstellung präsentiert Spannungsfelder jüdischen Lebens im Fokus einer exemplarisch erzählten lokalen Geschichte und ihres Beziehungsraums. Konfrontiert mit den Fragen der Besucher entfaltet die Ausstellung die konkrete Lebenswirklichkeit der Diaspora im Kontext einer europäischen Geschichte von Migration und grenzüberschreitenden Beziehungen, Netzwerken und Globalisierung. Sie stellt Menschen in den Vordergrund, ihre Widersprüche und subjektiven Erfahrungen, ihre Lebensentwürfe und Bräuche: Menschen wie Salomon Sulzer, den Begründer der modernen europäischen Synagogenmusik genauso, wie Hausierer und Gastwirte, Rabbiner und Lehrer, Kaufleute und Fabrikanten, wie die Familie Rosenthal, in deren 1864 erbauter Villa das Museum untergebracht ist.

Seit der Eröffnung des Museums, im Kontakt mit den Nachkommen der Hohenemser Juden in aller Welt und durch vielfache Schenkungen, ist eine große Sammlung von Alltagsgegenständen und persönlichen Dokumenten entstanden, die nun erstmals gezeigt werden können. Moderne Audioguides und Videostationen ermöglichen einen neuen Zugang zu einer „Geschichte von innen“.
Die Ausstellung steht in deutscher, englischer und französischer Sprache für ein internationales Publikum bereit. Eine eigene Kinderausstellung von Monika Helfer und Barbara Steinitz eröffnet einem jungen Publikum ab 6 Jahren einen neuen Blick auf die Geschichte und regt den Dialog zwischen den Generation an.

Die Ausstellungsarchitektur von Erich Steinmayr und Fritz Mascher, die Gestaltung durch das Designbüro stecher id und das neue Ausstellungskonzept verwandeln das frühere Wohnhaus bewusst in ein Museum: ein Haus, in dem wir die alte Villa selbst als Exponat wahrnehmen können. So ist die Villa Heimann-Rosenthal heute ein Ort, an dem wir uns der Vielfalt der Geschichten und Objekte annähern können und uns selbst bewusst als „Betrachter“ erfahren – ein Ort der Begegnung mit vergangener aber immer noch herausfordernd aktueller Erfahrung.

Entstehungsgeschichte

Schon seit den 1970er Jahren wurde in Hohenems über ein Jüdisches Museum diskutiert. Als die Stadt Hohenems die von einer Fabrikantenfamilie erbaute Villa Heimann-Rosenthal 1983 erwarb und nach einer Nutzung für das Gebäude suchte, wurde bald die Möglichkeit einer Unterbringung in diesem Haus gefordert. Kulturpolitisch engagierte Bürger gründeten 1986 den ‚Verein Jüdisches Museum Hohenems‘, um eine solche Institution einrichten zu können und damit die Möglichkeit zu bieten, jüdische Geschichte, jüdisches Leben und Kultur kennenzulernen.
1989 wurde Kurt Greussing beauftragt, für die von Roland Gnaiger restaurierte Villa ein Museumskonzept zu erarbeiten, das die Geschichte der Juden in Vorarlberg unter der Perspektive des Verhältnisses zwischen Minderheit und Mehrheit veranschaulicht. Beteiligt waren an der Umsetzung Karl Heinz Burmeister, Bernhard Purin, Eva Grabherr und Sabine Fuchs, gemeinsam mit der Architektin Elsa Prochazka und den Grafikern A&H Haller.

Im Jahre 2005 wurde mit dem Umbau des Cafe- und Foyerbereichs des Museums der Startschuss zur Erneuerung des Hauses gegeben, eine Erneuerung, die der entwickelten Sammlung des Museums, dem Forschungsstand und den neuen Fragen jüdischer Gegenwart und Museologie durch eine neue Dauerausstellung Rechnung trägt. Im April 2007 konnte die neue Ausstellung und das technisch erneuerte und klimatisierte Gebäude der Öffentlichkeit zurückgegeben werden.