Als er aus dem Zug stieg, ging über dem Pfänder gerade die Sonne auf. Er schwankte kurz zwischen der Stille eines verdunkelten Zimmers oder einer Tasse heißen Kaffees. Der Kaffee war stärker, aber das Zentrum von Bregenz schien noch verschlafen.

Eine einzige freundliche Türe öffnete sich und nahm ihn und seinen Rollkoffer auf – im Cuenstler warteten nicht nur ein angenehm ruhiger Kellner, sondern auch ein frisches Croissant und interessante Gesellschaft. Nach der zweiten Tasse Kaffee waren seine Lebensgeister wach, er brachte seinen Koffer ins Hotel und begab sich zum Frühstück ins Theatercafé. Man hatte ihm dort das hausgemachte Müsli empfohlen und auch die Kuchenauswahl, aber die wollte er sich für später aufheben. Dafür entdeckte er zu seiner Freude eine ernstzunehmende Auswahl an guten Teesorten. Als er danach über den Kornmarktplatz ins vorarlberg museum ging, weil er zu einem Termin erwartet wurde, erfuhr er, dass das Frühstücksangebot im Museumscafé denselben kulinarischen Ursprung hatte – und freute sich angesichts der Kuchenvitrine auf eine Pause nach dem Gespräch.

Ein leckeres Essen ist angerichtet Ein leckeres Essen ist angerichtet

Diese fiel aber aus, aus Zeitmangel und auch, weil der Kurator für das gemeinsame Mittagessen bereits einen Tisch reserviert hatte. So kam er zu einem kleinen Spaziergang entlang des Seeufers in die buehnedrei, ein helles, freundliches Lokal im Festspielhaus. Die Küche bot ein exzellentes Mittagsmenü mit Kürbiscremesuppe und einem herrlichen Gemüsecurry. Er nahm sich vor, im Sommer wieder herzukommen, denn der Platz vor dem Festspielhaus sah aus, als sollte man in einem der gemütlichen Loungesessel die gesamten Cocktails der Karte testen, ohne den Blick von der Statue des Bregenzer Künstlers Gottfried Bechtold zu wenden. Trotzdem folgte er seinem Gesprächspartner zurück in die Innenstadt, immerhin war Februar. 

Blick in das kleine Café Susis Zauberei in Bregenz Blick in das kleine Café Susis Zauberei in Bregenz

In einer versteckten Nebengasse stand er vor einem winzigen Italiener, L´Antica Bottega – und weil das Lokal brechend voll war, zog es ihn hinein. Hinter ihm schloss sich die Türe und Bregenz verschwand in der dunklen Gasse – er befand sich mitten im Gelächter einer italienischen Großfamilie, obwohl die Gäste aus Bregenz kamen, wurde an einen der Tische gesetzt und bestellte nach den Empfehlungen aller Anwesenden die besten Miesmuscheln seines Lebens. Er liebte Bregenz. Er würde wiederkommen, und er fragte sich, wie viele solcher versteckten Gassen ähnliche Überraschungen bereithielten.

Eine Suppe und etwas Wasser stehen auf einem Tisch Eine Suppe und etwas Wasser stehen auf einem Tisch

Text: Daniela Egger

Bilder: Udo Mittelberger